Der Tod des Swisscom-Chefs Carsten Schloter hat uns alle aufgeschreckt. Die Medien strotzten nur so von Kommentaren und Analysen von Leuten, von denen man erwarten kann, dass sie sich eigentlich mit der Vermeidung solcher Tragödien befassen sollten. Diese Kommentatoren und Analysten suchten förmlich nach Erklärungen und liefern diese auch.
Wenn man das alles liest, fällt auf: Die Öffentlichkeit war überrascht und hat das Geschehene nicht erwartet.
Denn wir müssen uns bewusst sein, dass ein Stück Carsten Schloter in vielen von uns drin steckt. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen – und es geht anderen gleich – wenn man einmal in diesem Teufelskreis gefangen ist, kommt man da fast nicht mehr heraus. Beruf, Karriere, Familie und den eigenen beanspruchten Freiraum unter einen Hut zu bringen, ist nur mit sehr viel Disziplin möglich.
Man ordnet sein gesamtes Tun der Aufgabe unter, bis man selbst in der Aufgabe untergeht.
Frühwarnsysteme in Organisationen
Jede Organisation installiert ein Set an Kennzahlen, die erlauben sollen, Trends zu erkennen und die Zukunft ins Hier und Jetzt vorwegzunehmen. Es ist die Pflicht des Managements, dass diese Frühwarnsysteme optimal installiert und austariert sind.
Doch ich frage mich immer wieder …
und gerade jetzt: Wo sind die Frühwarnsysteme, die solche Tragödien vermeiden. Ich kenne kein einziges Tragödien verhinderndes Frühwarnsystem,
Es gäbe sie nicht, lasse ich mir sagen.
Doch ich lasse mir auch sagen, dass man das, was zu diesen Tragödien führt, erklären kann.
Schön, wenn man es im Nachhinein erklären kann. Mich interessiert, was man im Vorfeld dagegen tun kann.
Seminare noch und nöcher
Es gibt unzählige Seminare, die sich dem Thema Stress und Burn-out widmen. Ich selber habe wiederholt solche Seminare in verschiedensten Firmen durchgeführt. Mich hat dabei immer interessiert, was ein Seminar im Nachhinein bewirkt und langfristig gebracht hat.
Konkrete Antworten habe ich nie erhalten. Vielmehr drängt sich mir die Vermutung auf, dass die Seminarteilnehmer es nicht schaffen, den Alltag so umzukrempeln, dass im Anschluss an das Seminar das eigene Leben im Vordergrund steht – und nicht mehr alleinig die Aufgabe.
Der Point of Return
Mich interessiert der Point of Return.
Wo kann ich mich noch aus der Aufgabe und der Überlastung aufgrund fehlender Hilfe von aussen herausnehmen?
Denn wenn ich den Point of Return überschritten habe, dann funktioniere ich nur noch im Sinne der Aufgabe. Ich bin nicht mehr in der Lage, auf meine Bedürfnisse und die meiner Umgebung einzugehen. Habe ich den Point of Return verpasst, vergebe ich mir und meiner Umgebung ein Leben mit Lebensqualität.
Systematisches kennzahlenbasiertes Frühwarnsystem gegen Stress und Burn-out in Organisationen
Kennen Sie so ein systematisches und kennzahlenbasiertes Frühwarnsystem? Ein Frühwarnsystem, das beim einzelnen Menschen in Organisationen Stress und Burn-out frühzeitig erkennen kann und im Ergebnis auf notwendige oder dringend notwendige Korrektur- und auch Präventivmassnahmen hinweist?
Diesen Bereich Psychologen und Psychiatern zu überlassen erachte ich als falsch. Diese Fachleute erbringen wertvolle und auch notwendige Hilfestellung in der Bewältigung von Stress und Burn-out. Doch wie bereits angesprochen: Mich interessiert, wie man Tragödien umfassend und so frühzeitig wie möglich erkennen und verhindern kann.
Dies ist meiner Meinung nach nur durch ein Kennzahlensystem möglich, das dem Menschen mittels Indikatoren aufzeigt, was JETZT zu tun ist, damit es nie ein «zu spät» geben kann.
Was sind Ihre Erfahrungen im Umgang mit den im Artikel angesprochenen Frühwarnsystemen?Kennen Sie solche und wenn ja, wie funktionieren sie und was sind Ihre Erfahrungen damit?