Spanien draussen, Italien draussen, Portugal draussen, England draussen. Deutschland eher mühsam drin – oder sagen wir es so: Man hat es sich einfacher vorgestellt.
Es ist ja fast eine Schmach, Punkte abzugeben – vor allem deshalb, weil ja bei den Deutschen mitgeschwungen hat, dass man nun endlich wieder einmal Weltmeister werden sollte – oder will
Mit Mühe und Not weiter sind die Schweizer.
Wie ich auf dieses Thema komme, fragen Sie sich vielleicht. Es hat mit Augenhöhe zu tun. Das ist eines der Themen, die ich im Webinar zum Elevator-Pitch anspreche.
Begegnen Sie Ihrem Gegenüber immer auf Augenhöhe.
Somit geht es hier NICHT wirklich um Fussball, und dennoch baue ich das Thema «Augenhöhe» über den Fussball auf, weil das, was in dieser Sportart geschieht exemplarisch für vieles steht, was in unserem Leben läuft.
Betrachten wir das Ganze einmal aus Sicht der Spanier, Italiener, Portugiesen, Engländer – und der Deutschen und der Schweizer. Man geht in die Spiele hinein mit dem latenten Hintergedanken, dass die eigene Mannschaft überlegen ist und gewinnen wird. Wenn der Sieg dann tatsächlich in greifbare Nähe rückt, dann ist das Prinzip der Über-Augenhöhe aufgegangen. Man befindet sich auf eben dieser Über-Augenhöhe, schaut auf den Gegner hinab – und besiegt ihn.
Doch – und damit rechnen die Möchtegern-Sieger nicht:
Die Zwerge, die wehren sich ja. Die sind ja echt gut. Die können ja auch Fussball spielen! Was die sich erlauben. Damit hat man jetzt aber nicht gerechnet.
Und jetzt fallen diejenigen, die auf Über-Augenhöhe spielen, in sich zusammen.
Hohe Gehälter, teure Autos, extravagante Lebensstile, zuweilen ein zweifelhaftes soziales Verhalten und manchmal auch eher Nachbild als Vorbild – und dann verliert man auch noch.
Dumm gelaufen – das reicht hier nicht.
Auch den Schweizern hat es an Augenhöhe gefehlt.
Sehen wir es aus der Perspektive eines Schweizers.
Wir haben sicher eine gute Mannschaft – und mit Othmar Hitzfeld einen indiskutabel guten Trainer. Und wir hatten das Glück in einer vermeintlich einfachen Gruppe spielen zu dürfen.
Achtelfinale waren Pflicht. Die Viertelfinale eine Möglichkeit.
Es hat an allen Ecken und Enden geklemmt. Der Kommentar auf ARD zum Spiel der Schweizer hat mich fast geschockt. Doch er hatte recht.
Aber – und das muss ich hier nochmals betonen: Es geht hier NICHT um Fussball. Es geht um Augenhöhe.
Doch nochmals zurück zum Fussball. 2:5 gegen Frankreich zu verlieren war brutal. Das letzte Spiel gegen Honduras ist geglückt. 3:0. Es hat gereicht für die Achtelfinale.
So, und nun lösen wir uns vom Fussball.
Wenden wir uns dem Leben zu.
Immer dann, wenn Sie sich vor Ihrem Gegenüber auf Über-Augenhöhe aufbäumen, haben Sie sehr viel zu verlieren. Denn wenn das Gegenüber plötzlich auf Sie herunter schaut, weil Sie ihn unterschätzt haben, fällt Ihr ganzes Selbstbewusstsein in sich zusammen. Die ganze Arroganz, die ganze Überheblichkeit führt zu einem mentalen Desaster. Sie fragen sich nur noch: Wie komme ich hier wieder raus? Wie schaffe ich es, dass ich auch mal auf meine Gegenüber herunter schauen kann?
Sie sind viel zu stark mit der Behebung Ihres Reputationsschadens beschäftigt, als dass Sie noch klare Gedanken fassen können.
„Dumm gelaufen“ – sagen Sie sich dann im Nachhinein.
„Bewegen Sie sich immer auf Augenhöhe“ – sage ich.
Doch ich will ganz ehrlich mit Ihnen sein. Ich meine: wirklich ehrlich!
Immer gelingt das nicht.
Es gibt immer wieder Situationen im Leben, bei denen ich das Gegenüber unterschätze.
Am meisten liebe ich es, wenn mich mein Gegenüber unterschätzt. Dann gehe ich so richtig aus mir raus.
Geht Ihnen das auch so?
Seien Sie einmal ganz ehrlich. Ich war es auch.