Wenn wir Werte auf Begriffe reduzieren, dann sind das nur abstrakte Worte. Doch Werte sind mehr als Begriffe. Werte sind Teil Ihrer Einstellung und Ihres Verhaltens.
Wie Sie mit Werten umgehen und wie Sie diese leben, ist sehr individuell. Und ganz persönliche Werte müssen nicht mit denen Ihres Umfeldes übereinstimmen.
Die Konsequenz, wenn Ihre Werte nicht «umfeldkompatibel» sind: Sie haben Mühe damit, sich mit den Werten Ihres Umfeldes zu identifizieren. Sie erleiden Werteverletzungen, die Ihre Ausgeglichenheit aus der Balance bringen können.
Das ist genau der Grund, wieso es so wichtig ist, dass man sich über Werte unterhält. Die Frage lautet ganz einfach: «Was ist mir wichtig im Leben, bei der Arbeit, in der Familie etc.?».
Es geht darum, eigene Werte transparent zu machen. Beispielsweise indem man definiert, was man unter dem Wert «Ehrlichkeit» versteht.
Ein Beispiel zum Thema Werte
Ein Beispiel, das ich immer wieder gerne erwähne – und auch umsetze: Es ist sehr ärgerlich, wenn Besprechungen zu spät beginnen, weil die Leute unpünktlich eintrudeln. Es gibt ein ganz einfaches Mittel, ohne grosses Herumreden Ordnung in die Runde zu bringen. Bauen Sie in die jeweilige Besprechung eine Sequenz ein, in der Sie über Werte reden. Sie fragen ganz einfach: «Was ist mir wichtig an Sitzungen?» und sammeln die Meinungen ein. Ich kann Ihnen jetzt schon prophezeien, die Antworten fokussieren sich sofort auf «Pünktlichkeit». Dies vor allem dann, wenn die Unpünktlichkeit gewissermassen zur Unkultur des Unternehmens gehört.
Die Konsequenz
Die Konsequenz aus so einer kleinen Übung: Wer zu spät zur Besprechung kommt, verletzt die Werte der Gruppe und schliesst sich gewissermassen selber aus.
Dieses Beispiel zeigt, dass Werte nicht auf der Ebene von Begriffen in Leitbildern oder Leitsätzen umgesetzt werden können. Die Umsetzung von Werten erfordert, dass man sich aktiv mit dem Wert als Begriff befasst, um ein einheitliches Verständnis dafür zu erhalten.
Was so schön im Leitbild über Werte geschrieben steht, hat für den neuen Mitarbeiter beim Stellenantritt keine Bedeutung, wenn er nicht die Gelegenheit erhält, sich mit den jeweiligen Werten aktiv zu befassen und damit eine Einstellung zu erarbeiten, die zur Kultur der jeweiligen Organisation passt.
Da stand doch in einem Leitbild …
Eine Firma, die sich vor Jahren in der Auflösung befand und die ich in diesem Prozess betreute, hatte mit viel Aufwand ein Leitbild erarbeitet und darin war auch etwas über Werte zu lesen:
«Unsere Werte sind verbindlich und wer dagegen verstösst, muss mit Sanktionen rechnen».
Ich denke, das muss nicht speziell kommentiert werden, denn Werte können nicht verordnet werden. Die Firma ist nicht mehr im Markt. Warum das wohl so ist?