Es gibt Situationen, da stosse ich an Grenzen. Vor allem dann, wenn die Selbstinszenierung Formen annimmt, die ich als Mensch mit gelebten Werten und gelebtem Anstand stossend, unanständig und vielleicht sogar widerlich empfinde.
Vielleicht leide ich darunter, dass mich meine Eltern so erzogen haben, dass ich mich hier einfach empören muss.
Es geht um ein Buch, das vor ein paar Tagen in den Markt ging und dessen Inhalt nichts hergibt, das man gelesen haben muss. Doch das Buch hat einen Titel, der der Autorin und dem Verlag eine Grossauflage erhoffen lässt.
Die Autorin gibt sich als Expertin, ist jedoch in Ihren Themen umstritten und Expertin schon gar nicht. Vor allem dann nicht, wenn sie mit solchen Buchtiteln widerlichster Art Käufer finden muss. Irgendwie ist das tragisch.
Selfbranding ist wichtig
Das Thema Selfstbranding ist heute ein extrem wichtiges Thema, weil in der Masse der Botschaften, Posts in den Sozialen Medien, E-Mails, Videos die Individualität unter geht. Jeder bläst irgendetwas mehr oder weniger belangloses in die Welt hinaus und wird in den meisten Fällen nicht mehr wahrgenommen.
Weil eben alles irgendwann inflationär wird und wirkt.
Wie schaffe ich es nun, wahrgenommen zu werden und damit auch noch ein positives Image zu pflegen? Das Thema Selfbranding wird irgendwann auch meinerseits hier in diesem Blog ein Thema, doch ist es für mich im Moment nicht prioritär. Ich greife das Thema nur auf, weil ich meiner Empörung Luft verschaffen will.
Doch um was geht es
Ich sollte es vermeiden, den Namen der Autorin zu nennen, weil ich damit nur Publicity mache. Doch meine ich, sollte man sich nicht alles gefallen lassen. Auch wenn ich nicht direkt betroffen bin, stemme ich mich gegen diese Art der Kommunikation. Einer Kommunikation aus dem Niveau der untersten Schublade des Anstandes.
Die Autorin wurde in einer Zeitschrift interviewt. Hier ein Auszug daraus – Zitat:
Frage: «Sie sind Deutsche. Deutsche haben den Ruf, viel direkter
zu sein als Schweizer. Sind sie denn auch eher Arschlöcher?
Antwort: Als Deutsche in der Schweiz kenne ich diesen Ruf und lebe schon ein paar
Jahre damit. Dennoch sind mir auch hier Arschlöcher Schweizer Abstammung
über den Weg gelaufen. Ich glaube, es gibt sie überall auf der Welt, und je
höher wir in den Hierarchieen schauen, umso mehr werden wir davon finden.»
Die Autorin vertritt also die Meinung, dass Vorgesetzte A… sind und man von ihnen lernen kann.
Weiter möchte ich nicht gehen. Wenn Sie wissen wollen, um wen es hier geht, lesen Sie das Interview hier. Ob Sie das Buch kaufen wollen, überlasse ich Ihnen. Es ist Ihr Entscheid. Link zum Interview
Sie hat keine Ahnung
Wenn die Autorin schreibt, wir können von Chefs lernen, die A… sind, dann denke ich an Unternehmen, die alles daran setzen, gelebte Werte konsistent zu etablieren. Das ist extrem anspruchsvoll und geht nicht, ohne als Chef immer wieder das eigene Verhalten in Frage zu stellen und immer und immer wieder auf seine Wirkung zu achten.
Da haben in den Unternehmen A keinen Platz und können schon gar nicht als Vorbilder dienen. Doch genau das sagt die Autorin: Nehmt die A…-Chefs als Vorbilder!
Ich verstehe das schon richtig
Die Autorin pflegt das A-Wort und möchte damit eine Aussage machen. Sie möchte eine Botschaft vermitteln und diese provokativ verpacken. Blöd ist einfach nur, dass ihre eher banale Botschaft nur wahrgenommen wird, wenn sie in ein A-Wort verpackt ist. Schwach, sehr schwach. Und es gibt Verlage, die das Zeug noch drucken lassen und verlegen.
Ich bin erschüttert. Lebe ich in der falschen Zeit?
Wie denken Sie darüber